Zitat:Dass China also exportieren will und sich nun dafür Europa sucht, wird auf Deutschland eher negative Auswirkungen haben
Durchaus richtig. Aber den Untergang der deutschen Wirtschaftsmacht wie die FAZ ihn herbei schreibt sehe ich trotzdem nicht.
Zitat:weshalb du trotzdem die USA als den kapitalistischen Vorreiter siehst, obwohl Deutschland der USA in nichts nachsteht.
Die USA sind durchaus der Vorreiter, vor allem auf ideologischer Ebene. Was man ja auch daran sieht, das die US-Regierung bereit ist mit der Begründung des Kapitalismus die eigene Bevölkerung leiden zu lassen. Es ist durchaus positiv zu bewerten wenn eine Regierung versucht die negativen Auswirkungen des Kapitalismus von der Bevölkerung abzuhalten. Eigentlich sollte das insgesamt das Selbstverständnis von Staaten sein. Positive Auswirkungen zulassen, negative abwehren.
Noch idealer wären natürlich Staaten die versuchen direkt kaptialismuskritisch zu sein. Gleichzeitig bin ich auch ein großer Befürworter von Einhörnern für alle.
Wie du darauf kommst das ich Deutschlands Rolle in der Welt insgesamt besser bewerte ist mir etwas schleierhaft. Scheinbar bin ich zu leise und vorsichtig in meiner Kritik am Neoliberalismus und an Deutschlands Rolle in der EU?
Also ernsthaft, ich habe nicht das Gefühl an Kritik zu sparen.
Ich bemühe mich nur gleichzeitig nicht jedesmal die Weltrevolution zu fordern wenn ich etwas schreibe.
Derzeit leben wir nun einmal in einem nationalstaatlichem Kapitalismus. Da kann man noch so sehr gegen sein der Fakt bleibt erstmal bestehen.
Zum Patriotismus:
Die USA sind in weiten Teilen tatsächlich ein falsches Beispiel meinerseits. Zumindest das was man an "offiziellem Patriotismus" hat, entspricht diesem "Verfassungspariotismus". Man verzeihe mir das ich dank der letzten Entwicklung eher die amerikanische Rechte im Blick hatte, denen die Werte des Landes egal sind und denen es mit ihrem Patriotismus eigentlich nur um eine Ausrede geht den eigenen Egoismus auch ausleben zu dürfen.
Ich betätige mich mal als Wahrsager und behaupte: Die nächsten vier Jahre werden von genau diesem Patriotismus dominiert werden, in dem es nicht um Amerika als ein moralisches Idealbild geht, sondern um Amerika als ein Stück Land das man vor äußeren Einflüssen verteidigen muss.
Im Falle Frankreichs hat man beides nebeneinander. Die Verehrung des Stück Land genauso wie die der Ideale. In beiden Fällen besitzt dieser Patriotismus aber sehr ausschließende Züge.
Zitat:Liberte, Egalite, Fraternite, der Sturm auf die Bastille und die Französische Revolution
Sind hier Dinge die dem franzözischen Volk quasi als "Geburtsrecht" mitgegeben werden. Es ist ein Patriotismus für Franzosen, keiner für alle in Frankreich lebenden.
Also ja, die Franzosen haben auch einen werteorientierten Patriotismus, aber im Endeffekt ist es nicht die Einhaltung dieser Werte, sondern die Abstammung die für viele wichtiger ist.
(Hierbei sei anzumerken das
Umfragen widersprüchliche Ergebnisse liefern. Aufgrund der
gestiegenen fremdenfeindlichen Gewalttaten neige ich dazu dem eher positivem Befund etwas skeptischer gegenüber zu stehen. Kann aber gut sein das die Bevölkerung insgesamt toleranter wird, die Intoleranten aber militanter. Denkbar ist das.)
Dann zu meinem "guten" Patriotismus und warum ich das nicht einfach auf die Ebene Europa erweitere.
Ich hätte vielleicht die Sache mit dem "Zufall der Geburt" mehr ausführen sollen.
Für gemeinsame Werte von Freiheit, Toleranz und Frieden kann jeder stehen, unabhängig von der Herkunft. Das bedeutet damit also das jeder der sich als Europäer fühlt dies auch vertreten kann.
Auch sonst ist die Einschränkung auf Europa höchstens aus praktischen Gründen gegeben. Vom Prinzip her ist es mir egal welche Länder Teil der EU werden. Beispiel fernab der Realität: Sagen wir mal Argentinien würde EU-Mitglied werden wollen und hätte alle Bedingungen erfüllt, dann hätte ich damit überhaupt kein Problem.
Aber ja damit du auch wieder was zum richtigen kritisieren hast: Es geht mir bei der Idee der EU auch absolut darum das es als Staatengemeinschaft leichter ist im globalen kapitalistischen Wettbewerb nicht unterzugehen. Nicht weil ich das irgendwie gut fände, sondern einfach weil es derzeit eine Realität ist die nicht von heute auf morgen abzuschaffen ist.
Die Widersprüche die bei mir dann auftauchen haben meist die Ursache das Idealbild und Realität kollidieren. Es hat einige Zeit gebraucht bis ich wirklich akzeptiert habe das es wenig bringt sich immer und kompromisslos an das Idealbild zu klammern.
Bildlich gesprochen: Anstatt gegen Windmühlen zu kämpfen bemühe ich mich eher auf den Bau von Windmühlen Einfluss zu nehmen.
Ich bemühe mich ja auch diese Widersprüche wenn sie auftauchen zu erklären und aufzulösen. Aber das gelingt natürlich nicht immer. Insofern bin ich mehr als dankbar wenn es angesprochen wird.